Ergebnisse eines Interviews mit Frau N. (*1929)
Da die Wirtschaft zu der damaligen Zeit zerstört war, wurden die Lebensmittel rationalisiert. Dadurch gab es keine Kleidung mehr und man fing an, Lumpen zu sammeln. Man bekam diese Utensilien nur in gewissen Mengen.
Die Heizstoffe wurden ebenfalls immer geringer und teurer. Dadurch sammelte man Tannäpfel zum Heizen oder bekam Holzspäne von Fabriken, um das Geld für Holz zu sparen.
Für Lebensmittel gab es sogenannte “Extrakarten” mit bestimmten Mengenangaben, wie Liter oder Kg, und für die Kleidung gab es ebenfalls eine mit Punkten geregelte Extrakarte. Das Punktesystem glich dem Wert des Geldes.
Als Beispiel für die damalige Knappheit von Lebensmitteln durfte eine Person pro Jahr nicht mehr als 6 Eier bekommen. Man hatte es nur dann relativ gut, wenn man einen Garten hatte. Man konnte auch bei bekannten Bauern Bezugsscheine gegen Nahrungsmittel eintauschen.
Da sich nicht jede Familie ein Haus oder eine Wohnung leisten konnte, bekamen die Familien, deren Mann durch den ersten Weltkrieg schwer verletzt wurde, vom Staat ein Haus gestellt.
Wie erlebten Sie den Ausbruch des Krieges?
Nach dem für Deutschland verlorenen 1. Weltkrieg ” 1914 bis 1918 ” ging es der deutschen Wirtschaft schlecht. Durch diese schlechte Wirtschaftslage entstand eine hohe Inflation (= Geldentwertung) und eine hohe Arbeitslosigkeit.
Es entwickelte sich die “Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei”, kurz NSDAP, mit Adolf Hitler – einem gebürtigen Österreicher – an der Spitze.
Im Jahre 1933 wurde dieser zum “Führer” Deutschlands gewählt, da er unter anderem versprach, die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. So ließ er zum Beispiel die erste Autobahn bauen. In Verbindung mit dem Bau dieser Autobahn entstand das Volkswagenwerk in der Stadt Wolfsburg. Hitler versprach jeder deutschen Familie, ein Auto besitzen zu können. Außerdem versprach Hitler dem deutschen Volk, dass jedem Arbeiter durch den “K.d.F” (Kraft durch Freude) eine Urlaubsreise ermöglicht werden soll.
Durch Hitlers Taten baute sich die deutsche Wirtschaft wieder auf. Hitler war aber ein Diktator, der die absolute Macht anstrebte, um ein Ziel zu erreichen: er wollte das “große Dritte Reich” gründen.
Eine ihn unterstützende, militärisch strukturierte Einheit war die SA (Sturmabteilung). Die Mitglieder der SA trugen braune Hemden und wurden daher auch die “Braunen” genannt. Bis heute ist die braune Farbe ein Synonym der Rechtsradikalen.
Am 1. September 1939 marschierte Deutschland in Polen ein und es entstand ein Krieg gegen Russland, England, Frankreich und Amerika. Deutschland führte einen sogenannten 2-Fronten Krieg gegen Russland und England, während sich die gegnerischen Weltmächte mit einem Bomben-Krieg gegen deutsche Großstädte wie Berlin oder Hamburg wehrten.
Wegen dieser Bombenangriffe war eine totale Verdunkelung befohlen. Um dieses zu erreichen, versuchte man damals, den englischen und amerikanischen Bomber-Fliegern das Zielen dadurch zu erschweren, dass man die Lichtquellen abdunkelte. Die dunklen Rollos wurden seitlich mit Klammern auf den Rahmen befestigt, dass kein Lichtschein mehr zu sehen war. Selbst die Lichter der Fahrräder wurden so abgedunkelt, dass nur noch ein schmaler Lichtschein nach unten leuchtete. Das einzige erlaubte Licht waren abgedunkelte, kleine Taschenlampen.
Wie erlebten Sie das Ende des Krieges?
Nach dem Krieg bekam das deutsche Volk Care-Pakete aus dem Westen zugeschickt. Diese Pakete enthielten Nahrung und Kleidung Später gab es jedoch eine totale Blockade, durch die nichts mehr importiert werden konnte.
Mit der Zeit wurden vor allem begehrte Artikel wie Schuhe, die beispielsweise 600 DM kosteten, immer teurer. Das war die Ursache für einen regen Schwarzhandel während des Krieges und danach. Im Jahre 1948 kam die Währungsreform: Zu diesem Zeitpunkt wurde die Reichsmark von der D-Mark abgelöst. Als die “Deutsche Mark” eingeführt wurde, bekam man zum Beispiel 5 DM, um sich ein halbes Brot kaufen zu können.
Die Menschen, die in Lüneburg lebten, hatten relatives Glück, da nur ein paar Bomben auf den Bahnhof und die Umgebung fielen.
In die Zukunft gesehen ermöglichte der Zweite Weltkrieg nach seinem Ende, dass durch den erforderlichen Wiederaufbau eine bessere Zukunft geschaffen werden konnte.
Wie erlebten Schüler das Ende des Krieges?
Am Anfang des Jahres 1945 – nach einem für alle Menschen sechs Jahre langen endlosen Krieg – kündigte sich durch Verluste und Rückzug der deutschen Armee das Kriegsende an. In der Nacht, bevor die Schüler zu Ostern in den Ferien nach Hause fahren durften, wurden – wie sehr oft in den Kriegsjahren – viele Städte bombardiert. Im April 1945 fuhren viele Schüler zu ihren Eltern und vertrauten immer noch auf den Endsieg Deutschlands, doch es folgte die deutsche Kapitulation. Kurz darauf, am 18. April 1945, marschierten in Lüneburg englische Truppen ein. Die britischen Soldaten benahmen sich aber trotz des Krieges gegenüber den Deutschen gut und die Lüneburger empfanden es als sehr große Erleichterung, dass nun endlich alles vorbei war.
Schüler, die aus Hannover kamen, wurden bei ihrer Heimkehr schrecklich überrascht, da es für sie durch die vielen Bombenangriffe kein Zuhause mehr gab. Das einzige, was übrig geblieben war, waren nur noch unendlich viele Trümmerhaufen, so dass sie nicht einmal mehr die Straßen erkannten, in denen sie gewohnt hatten. Nach langem Suchen fanden sie ihre Mütter, die irgendwo eine Unterkunft gefunden hatten, nachdem sie einige Tage und Nächte in Luftschutzbunkern kampiert hatten, so berichtete mir meine Großmutter. Die Väter und älteren Brüder waren “an der Front geblieben”, das heißt, viele von ihnen waren gefallen. In den Berichten von der Front stand oft: “Sie waren den Heldentod gestorben”.
Untergang der Nazis
Deutschland wurde von den Siegermächten besetzt und kapitulierte, wodurch der Krieg beendet und die NSDAP sofort verboten wurde. Die vorher führenden Nationalsozialisten wurden durch die Siegesmächte verhaftet und entnazifiziert, das heißt, dass auch viele Hauptlehrer degradiert (ihnen wurde ihr Rang entzogen) wurden. Menschen, die eine Lehrerausbildung machen wollten, mussten diese abbrechen und konnten somit keinen Beruf erlernen. Beamten aus führenden Stellungen wurden ihr Amt entzogen und ihre Gehälter wurden gekürzt.
Schließlich wurde Deutschland in vier Zonen aufgeteilt; Dies wurde schon während des Krieges durch das Jaltaabkommen festgelegt, denn der Westen Deutschlands wurde von den westlichen Siegesmächten und der Osten Deutschlands von Russland besetzt.
Tabuthemen
Tabuthemen waren negative Äußerungen gegen Hitler, gegen den Nationalsozialismus oder die Konzentrationslager (KZ), da sie nur heimlich bekannt waren. Wenn man über solche Themen sprach, durfte man nur so leise darüber sprechen, dass es kein anderer mitbekommen konnte. Andernfalls wurde man dafür streng und hart bestraft.
Evakuierungen und Flüchtlinge
Am Ende des Weltkrieges gab es viele Flüchtlinge aus dem Osten (Ostpreußen), die vor den einmarschierenden Russen flohen. Dieses Geschehen haben Bewohner beispielsweise aus Lüneburg allerdings nicht genau mitbekommen.
Aus Großstädten sind viele Menschen geflohen, weil sie vor den vielen Bombenangriffen Angst oder ihre Wohnungen verloren hatten. Diese Flüchtlinge waren vor allem Frauen und Kinder.
Wie ergeht es einem, wenn man unmittelbar am Ende des Zweiten Weltkriegs im Übergang zur Nachkriegszeit aufwächst? Hat man genug zum Überleben?
All dies sind Fragen, die man sich womöglich stellen würde. Dank Heike Engel und dem Einblick in ihr Leben werden diese Fragen beantwortet und man fühlt sich, als würde man hautnah dabei sein.
Ihr Mann Gerhard war Reserveoffizier. Schon im August, also vor der Kriegserklärung klingelte nachts um drei das Telefon. Gerhard wurde zum Dienst einberufen. “Und er ist nicht zurückgekehrt.”
Ich rannte und rannte, so schnell ich konnte, und hatte furchtbare Angst. Ich konnte alles sehen: Wie die Bomben vom Himmel fielen und in die Häuser einschlugen. Ich konnte die Explosionen sehen und den ganzen Rauch, der zum Himmel stieg.
Wir trauern um die Redaktionsmitglieder, die uns für immer verlassen haben.
Unsere Ziele sind relativ schnell formuliert. Wir wollen einen Beitrag zu lebendiger Erinnerungskultur leisten, indem wir individuelle Geschichten und Erfahrungen einer breiten Masse zugänglich machen. Ebenso fördern wir mit unserem Projekt auf unterschiedlichen Ebenen den Austausch zwischen verschiedenen Generationen, die viel voneinander lernen können