Interview mit Urte (*1938) und Olga H. (*1930) im September 2011
Jasmina: Wissen Sie, ab wann es Handys gab?
Urte: Darüber habe ich in letzter Zeit schon nachgedacht. Ich habe aber keine Antwort gefunden. Es ging mit so genannten Walkie Talkies los. Das ist so eine Art Kinderspielzeug. Meine Kinder haben sie damals zwischen Haus und Garten benutzt; die Entfernung betrug ungefähr 500 m. Damit haben sie gespielt, aber ansonsten haben wir es nicht gebraucht. Das war ungefähr 1967 oder 1970.
Jasmina: Wann hatten Sie ihr erstes Handy?
Urte: Etwa vor 15 Jahren. Länger noch nicht. Früher war es nicht das Handy, sondern das schnurlose Telefon, aber das war etwas anderes. Im Verhältnis war es teuer. Damals gab es weder E-Mail noch SMS. Man war schon froh über ein Telefon mit Schnur, dann kam das schnurlose Telefon und dann das Handy.
Jasmina: Hatten Sie gleich am Anfang ein Handy oder erst später?
Urte: Später erst. Man musste ja erst einmal begreifen, was das überhaupt ist.
Olga: Am Anfang war ja erst ein bisschen Abwehr. Wozu brauch ich das alles? Das kostete ja auch noch Geld.
Urte: Ja, jedes Gespräch kostete verhältnismäßig viel Geld.
Jasmina: Was hat das Telefonieren gekostet als Sie ihr erstes Handy hatten?
Urte: Ich weiß es nicht mehr, aber es war viel teurer als heute. Das war damals aber auch etwas seltenes, mit einem zu telefonieren. Es war eine Neuheit und dann wird erst mal ordentlich kassiert.
Olga: Ich meine, das Telefonieren war früher auch ganz schön teuer. Ich habe gestern mit meinen Bruder in Kanada telefoniert und es war wie ein Ortsgespräch, ganz klar und toll. Ich habe eine Billignummer vorweg gewählt und die verlangen 1,7 Cent pro Minute. Früher war das sehr viel teurer.
Jasmina: War es eine Aufsehen erregende Neuerung?
Urte: Ja, aber sie kommt ja nicht von heute auf morgen. Man hatte sich schon an das schnurlose Telefon gewöhnt und das Handy war eigentlich eine Fortsetzung. Es ist ja nicht so, dass du heute ein Handy in die Hand gedrückt bekommst und vorher nichts hattest.
Jasmina: Wie sind Sie dazu gekommen, sich ein Handy zu kaufen?
Urte: Man unterliegt diesen Werbungen ja irgendwie schon. In der Fernsehwerbung wurde gezeigt, was man alles damit machen kann und dass man die Freiheit hat, überall telefonieren zu können. Bei uns spielte der Garten eine große Rolle und letztendlich auch die Krankheit meines Mannes. Aus gesundheitlichen Gründen musste man immer erreichbar sein.
Jasmina: Ab wann hatten viele Menschen ein Handy? Oder kam es nach und nach?
Urte: Das kam nach und nach.
Olga: Am Anfang haben wir uns immer totgelacht, wenn die Leute mit Handys unterwegs waren. Also das war eine seltene Erscheinung.
Jasmina: Hatte Ihr Umfeld schon Handys oder waren Sie die einzige?
Urte: Ich glaube, ich war aus unserem Umfeld die einzige. Ich war schon immer an technischen Dingen interessiert, weil es mir Freude macht. Ich habe auch schon einen Führerschein gemacht, bevor irgendjemand in meiner Familie daran gedacht hat. Auch habe ich schon als Schülerin viel fotografiert und das ist auch geblieben.
Jasmina: Für was hat die Handywerbung geworben?
Urte: Vor allem dafür, überall erreichbar zu sein. Das war ein wichtiger und interessanter Aspekt. Dann kamen nach und nach noch die vielen anderen Funktionen dazu.
Jasmina: Gab es eine Gebrauchsanleitung?
Urte: Gab es vielleicht, aber die hat man dann nicht verstanden.
Olga: Das ist meistens ja auch in einem neuen Vokabular geschrieben, welches einem nicht geläufig ist.
Jasmina: Was haben Sie am Anfang über das Handy und die neuen Funktionen gedacht?
Urte: Tolle Sache. Ich bin von solchen Sachen immer begeistert. Allerdings zum SMS schreiben werde ich auch heute noch von meinen Töchtern gezwungen.
Olga: Ich hab gedacht, brauch ich nicht. Wir hatten das erste von unserem Sohn gekriegt. Ich benutze es auch wirklich nur zum telefonieren. Die neuen Funktionen sind für mich total überflüssig.
Jasmina: Wissen Sie, ab wann es Computer gab?
Urte: Nein, das weiß ich nicht.
Jasmina: Hat man euch erzählt, was die Grundidee des Computers war?
Urte: Nein, man wurde einfach damit konfrontiert, meist durch den Beruf. Man saß einfach irgendwann davor und musste damit umgehen können.
Jasmina: Ab wann war der Computer für alle da?
Urte: Ich würde sagen, das ging ineinander über. In der Firma hat man ihn zuerst benutzt und dann gab es auch die Möglichkeit, selber so einen Apparat zu kaufen. Damals konnte man den Computer auch schon über den Fernseher bedienen.
Jasmina: Was hat man denn zum Computer zu Ihnen gesagt?
Urte: Das war anfangs so etwas ähnliches wie eine Schreibmaschine. Ich tippe heute noch so, wie ich es damals auf der Schreibmaschine gelernt habe.
Jasmina: Gab es damals das Internet mit Surfen schon.
Urte: Nein, für uns als Privatperson gab es nur die Hardware (den Computer). In den Firmen wurde das Internet allerdings schon genutzt.
Jasmina: Ab wann haben Sie Internet benutzt?
Urte: Ich würde sagen, ungefähr 2000 ging es bei mir los.
Jasmina: Wieso haben Sie sich dazu entschieden, sich Internet zuzulegen?
Urte: Weiß ich eigentlich gar nicht mehr. Interessant war und ist natürlich, was man über das Internet alles herausfinden kann. Z.B. auf alle möglichen Fragen eine schnelle Antwort zu finden war schon sehr faszinierend.
Jasmina: War das Internet damals in Ihrem Umfeld schon verbreitet?
Urte: Nein, das kam erst nach und nach. Man erzählte Freunden oft, was man alles über das Internet erfahren kann und die Zuhörer wurden neugierig.
Jasmina: Benutzen Sie auch die neueren Funktionen des Internets?
Urte: Ja, hin und wieder nutze ich sie.
Jasmina: Wie wurde am Anfang für das Internet geworben?
Urte: Gar nicht wirklich. Man wächst so langsam hinein. Die Werbung hat mich nicht so sehr beeinflusst, weil sie mehr auf Experten abgezielt ist.
Jasmina: Wie hat man vor dem Internet seine Daten gesammelt?
Urte: In Ordnern. Überall hatte man seine Ordner stehen. Die Daten waren auf Papier gedruckt und abgelegt. Als wir in der Firma unser Büro neu eingerichtet haben, hat man uns gesagt, dass wir nicht mehr so viele Aktenordner brauchen werden, weil jetzt alles im Internet zu finden ist. Damals haben wir es nicht geglaubt. Es dauerte schon eine Zeit, bis man verstanden hat, welche Möglichkeiten man bei der Datenablage nutzen kann.
Jasmina: Wie hat man vorher Dinge recherchiert?
Urte: Du hattest dein Lexikon oder Nachschlagewerk. Zum Beispiel den großen 20 bändigen Brockhaus. Man guckte in Büchern nach, das war natürlich zeitaufwändiger.
Jasmina: Wie schnell hat sich die E–Mail verbreitet?
Urte: Das war wahnsinnig schnell. Privat braucht man das nicht so oft, im Geschäftsleben allerdings ist Geschwindigkeit das A und O. Ich übe einige ehrenamtliche Aufgaben aus, bei denen es auf schnelle Verbreitung ankommt. Und da kann man nicht mehr auf E-Mails verzichten.
Jasmina: Haben Sie es gemerkt, als die E–Mail die Post abgelöst hat?
Urte: Oh ja. sehr. Ich habe Freunde im Ausland und wir haben uns nie so oft geschrieben wie jetzt. Jetzt teilt man sich auch Kleinigkeiten mit, z.B. „Ich habe eine neue Waschmaschine“ oder ähnliches. Das hätte ich vor 10 Jahren nicht erfahren. Im Brief schreibt man so etwas nicht, aber in einer Mail ist so etwas leicht und schnell gesagt. Da spielt auch die Geschwindigkeit eine Rolle. Man hat beim Schreiben das Gefühl, dass der Empfänger es ja am gleichen Tag schon lesen kann. Früher hat man wochenlang auf einen Antwort gewartet. Dadurch schlief manchmal die Beziehung ein bisschen ein, aber jetzt ist sie wieder aufgelebt.
Religion ist eine geistige Einstellung und etwas, was man in der Seele trägt. Dazu kann man niemanden zwingen. Es ist eine freie Entscheidung und wenn man jemanden dazu zwänge, dann ist dies sowieso nicht richtig, weil die Überzeugung aus dem Herzen kommen sollte. Das sehen meine Eltern auch so. Sie haben ihr Bestes getan, um mir das nahe zu bringen und, wenn ich das trotzdem anders sehe, dann ist das mein Bier.
Ein Soldat beschreibt den Kriegsalltag: Wechsel der Feuerstellung im dichten Nebel, Folgen: Verleihung des Eisernen Kreuzes. Wochenlang ohne Nachrichten aus der Heimat … große Sehnsucht nach Frieden und Familie … Versöhnung über den Gräbern.
Frau H. sagte: “Wäre ich Häftling gewesen, ich wäre auch durch die Postenkette gerannt. Lieber tot, als so ein Leben. So etwas Schreckliches habe ich in meinem ganzen Leben nicht noch einmal gesehen.”
Wir trauern um die Redaktionsmitglieder, die uns für immer verlassen haben.
Unsere Ziele sind relativ schnell formuliert. Wir wollen einen Beitrag zu lebendiger Erinnerungskultur leisten, indem wir individuelle Geschichten und Erfahrungen einer breiten Masse zugänglich machen. Ebenso fördern wir mit unserem Projekt auf unterschiedlichen Ebenen den Austausch zwischen verschiedenen Generationen, die viel voneinander lernen können