Emanzipation der Frau

Dieser Eintrag stammt von Friederike König (*1995)

Interview mit drei Frauen aus drei Generationen

 

(S.*1938, N. *1967 und V. *1998)

 

Im 16. – 17. Jahrhundert war die Frau keineswegs gleichberechtigt. Es ist gerade erst knapp 60 Jahre her, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen wurde. Trotzdem sind Frauen von der Allgemeinheit damit noch nicht gleich als gleichberechtigt anerkannt worden. Mit meinem Interview mit drei Frauen unterschiedlicher Generationen, erhoffe ich mir die Schritte der Gleichberechtigung der Frau vom Zeitpunkt der Änderung des Gesetzes an exemplarisch nachvollziehen zu können.

 


 

1. Galt es für Frauen als Makel, wenn sie nicht verheiratet waren?

N.: Früher glaube ich schon, das habe ich aus Erzählungen von meiner Mutter mitbekommen.

 

S.: Da die Frauen zu meiner Zeit meistens schon mit 20 verheiratet waren, wurden Frauen, die keinen Mann hatten, schief angeguckt und als „alte Jungfrau“ bezeichnet.

 

Früher war ein Zusammenleben ohne Trauschein gar nicht möglich. Man konnte keine Hotelzimmer mieten, ohne einen Trauschein vorzulegen.

 

2. Bekamen Frauen, die eine bessere Hausfrau waren, leichter Männer?

S.: Die Frauen haben solange bei ihren Eltern gewohnt, bis sie verheiratet waren. Man kann sagen, Liebe ging damals durch den Magen. Es war undenkbar, dass der Mann sich an den Herd stellte, also hat er sehr jung geheiratet.

 

3. Was galt damals als die perfekte Hausfrau?

S.: Die perfekte Hausfrau musste sich um alles kümmern. Sie durfte nicht arbeiten gehen, sondern sollte sich um die Kinder kümmern und für Ordnung in der Wohnung sorgen. Wenn der Mann von der Arbeit kommt, sollte das Essen schon auf dem Tisch stehen. In vielen Zeitschriften gab es auch Artikel, in denen geschrieben stand, was die perfekte Hausfrau zu tun und zu lassen habe. Dort stand zum Beispiel auch, dass die Frau sich hübsch machen sollte, bevor der Mann kam, dabei aber keine Reize zeigen sollte. Sie sollte dem Mann alles bringen, worum er bat und nichts hinterfragen, was der Mann gemacht hat. Sie sollten sich ihrem Mann einfach fügen. Wie es auch damals in der Kirche hieß: Die Frau sei des Mannes Untertan.

 

N.: Heutzutage lassen die Frauen ihren Mann in dem Glauben, er hätte das Sagen. In Wahrheit aber haben die Frauen die Kontrolle über alles. Ich glaube, heutzutage lassen sich das nur noch wenige Frauen bieten. Keine Frau, die ich kenne, lässt sich so herumkommandieren.

 

4. Gab es Konsequenzen, wenn sich eine Frau ihrer Aufgaben widersetzte?

N.: Da gab es sicher schon mal Stress mit dem Ehemann.

 

S.: Auf die Ideen sind Frauen zu meiner Zeit gar nicht gekommen, sie haben sich nicht getraut, etwas zu sagen. Früher war die Abhängigkeit zum Mann sehr groß, dementsprechend war die Scheidungsrate damals auch sehr gering. Frauen taten viel, um eine Scheidung zu verhindern.

 

Es gab aber auch früher schon Ausnahmen, damit meine ich, Frauen, die sich ihren Männern widersetzt haben. Meine Mutter hatte zu Hause immer alles unter Kontrolle. Sie hatte auch einen Beruf. Frauen verdienten damals nicht viel aber meiner Mutter war es wichtig, ein Stück Eigenständigkeit zu besitzen. Mein Vater konnte gar nicht ohne meine Mutter. Er wäre ohne sie nie mit dem Leben klargekommen. Das Einkommen von meinem Vater hätte auch gar nicht für die beiden ausgereicht. Meine Oma dagegen hat nie gearbeitet und war immer zu Hause.

 

5. Woran liegt es, glaubt ihr, dass sich der Stand der Frauen mit der Zeit verbessert?

N.: Die Frauen sind mit der Zeit viel selbstbewusster geworden. Sie lassen sich nicht mehr so leicht unterdrücken. Frauen haben mit der Zeit gelernt, sich zu wehren und haben sich so viele Rechte erkämpft. Sie haben gelernt, dass sie auch allein leben können und dass das keine Schande ist. Genauso wie die Frauen gelernt haben, dass sich auch die Männer um den Haushalt kümmern können.

 

V.: Ich würde mir so etwas gar nicht gefallen lassen. Es wäre viel zu langweilig jeden Tag zu Hause zu bleiben und Hausarbeit zu machen.

 

S.: Als ich mit meinem Mann grade erst frisch verheiratet war, habe ich auch noch viel hinter ihm hergetragen. Mir würde das gar nicht mehr in den Sinn kommen. Heute trägt man seinem Mann nichts mehr hinterher.

 

6. Wie ist der Stand der Frauen heute?

N.: Inzwischen arbeitet so gut wie jede Frau, auch wenn sie bis zum heutigen Tag immer noch für die gleiche Arbeit weniger verdient als Männer. Dies gilt als selbstverständlich und wenn es Nachwuchs in der Familie gibt, sind es in der Regel immer die Frauen, die die Elternzeit nutzen. Das hängt von den Finanzen ab. Denn, obwohl Männer und Frauen vom Gesetz her gleichberechtigt sind, verdienen Frauen weniger als Männer. Deshalb bleiben viele Frauen zu Hause oder arbeiten halbtags. In meiner Firma (Behörde) gibt es aber extra eine Gleichstellungsbeauftragte, die dafür sorgen soll, dass Frauen mehr integriert und gleichberechtigt werden.

 

7. Würdet ihr sagen heutzutage ist die Frau gleichberechtigt?

V.: Bei mir in der Schule (Hansagymnasium) werden die Mädchen im Sportunterricht sogar bevorzugt. Das ist von unserer Schule vorgeschrieben worden, weil nachgewiesen wurde, dass Mädchen nicht die gleiche Muskelstärke wie Jungs haben.

 

S.: Noch nicht ganz. Ich denke, dass Frauen beruflich immer noch benachteiligt sind. Sie arbeiten viel, aber bekommen, wie schon gesagt, für die gleiche Arbeit weniger.

 

N.: Überwiegend ja! Es ist deutlich besser als vor 25 Jahren, es gibt aber genug Männer, in deren Köpfen das Thema Gleichberechtigung noch nicht angekommen ist. Sie wollen von der Gleichberechtigung nichts wissen und unterdrücken Frauen weiterhin.

Noch mehr Kollektives Gedächtnis