Interview mit Herrn A. (*1965)
Mein Name ist Abdul A. und ich wurde 1965 (nach islamischer Zeitrechnung in Afghanistan 1344) in Kabul/Afghanistan geboren.
Ich habe zusammen mit meinen Eltern und zwei älteren Geschwistern in der Hauptstadt Kabul in guten Verhältnissen gelebt. 1981 (1360) habe ich die Schule beendet und absolvierte danach vier Jahre ein Lehramtsstudium, bevor ich in die Armee einberufen wurde.
1978 (1357) übernahm die demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA), eine Partei mit kommunistischer Prägung, die Macht in Afghanistan. Dies führte bei der afghanischen Bevölkerung zu starkem Widerstand. Zur Verbesserung der Lage und unter dem Druck der Mudschaheddin bat die afghanische Regierung die Sowjetunion um Hilfe. Auf der anderen Seite unterstützte die USA die Mudschaheddin.
Wie war die Lage in Afghanistan?
Die Lage in Afghanistan war noch nicht so schlimm. Wir hatten Krieg, aber zu dieser Zeit hat man es nicht so extrem mitbekommen. – Es gab viele Menschen, die in armen Verhältnissen gelebt haben, wiederum gab es aber auch Menschen, die sehr wohlhabend waren.
Wann wurden Sie in die Armee einbezogen?
Ich musste von 1985 bis 1987 ( 1364-1366) als Soldat in die afghanischen Armee Dienst leisten.
Warum wurden Sie in die Armee einbezogen?
1981 versuchte die Regierung die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Da die afghanische Armee dringend Soldaten gebraucht hat, mussten alle Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren ihrem Vaterland dienen.
Es war keine freiwillige Wahl sich für die Armee zu entscheiden. Wir waren verpflichtet und wer sich weigerte, wurde gezwungen oder verhaftet.
Was hat ihre Familie davon gehalten und wie haben Sie sich gefühlt?
Genauso wie es für mich schwierig war, war es auch für meine Familie eine sehr schwere Zeit und es fiel uns allen wirklich nicht leicht, damit klar zu kommen. Meine Familie war immer sehr besorgt um mich, denn es konnte zu jeder Zeit etwas passieren und man musste mit allem rechnen. So konnten sie nichts dagegen tun und mussten alles so hinnehmen und akzeptieren, wie es war.
Wie groß waren die Gefahren?
Die Gefahr war sehr groß, denn es ging um Leben und Tod. Ich habe sehr vielen Menschen beim Sterben zusehen müssen, darunter auch viele Freunde und Verwandte. Die Chance lebend wieder heraus zu kommen war sehr gering und nur wenige hatten das Glück die Zeit gut zu überstehen. Man hatte sehr wenig Hoffnung.
Wo haben Sie sich aufgehalten?
Die Soldaten wurden in Gruppen aufgeteilt und an verschiedene Orte geschickt. Ich wurde mit meiner Gruppe in einem Kampfjet in die Hauptstadt von Nanagahar, Jalalabad gebracht. Wir waren in einer Kaserne in einer militärischen Wohnsiedlung stationiert.
Welche Aufgaben hatten Sie?
Meine Aufgabe war es Meldungsberichte zu schreiben und Protokolle zu führen. Ich habe nur im Büro gearbeitet. Die Regierung stellte verdeckte Ermittler bzw. Spione ein, die für uns gearbeitet haben. Jeden Tag habe ich neue Nachrichten bekommen, die ich schriftlich festhalten sollte. Zum Beispiel, wo sich die Feinde befanden, für wann und wo die nächsten Anschläge geplant waren und wer gefährdet war.
Die Berichte waren streng geheim und wurden von mir an den Befehlshaber weitergeleitet. Danach wurden die neuen Pläne und Befehle von den Generälen und auch von mir schriftlich festgehalten. Außerdem musste ich vier bis fünf Mal in der Woche für 90 Minuten Wache halten.
Warum haben ausgerechnet Sie im Büro gearbeitet?
Es gab viele Soldaten, aber nur wenige von uns waren gebildet. Ich gehörte zu den wenigen, die gebildet waren. Das war auch der Grund, weshalb ich im Büro arbeiten durfte. Meine Bildung war vielleicht auch der einzige Grund, warum ich am Leben geblieben bin. Ich musste nicht an der Front kämpfen, ich habe keine Menschen verletzen oder umbringen müssen. Meine Bildung hat mein Leben gerettet und mir das schlechte Gewissen genommen.
Mit wem haben Sie zusammengearbeitet?
Die meiste Zeit habe ich mit 7 bis 8 Personen zusammengearbeitet. Zu uns gehörten ein Richter, ein General, zwei Oberbefehlshaber und drei bis vier Soldaten.
Wie waren die Verhältnisse zwischen Ihnen und den Soldaten?
Das Verhältnis zwischen uns Soldaten war sehr freundschaftlich. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und geholfen, denn schließlich haben wir alle um unser Leben gekämpft. Wir hatten auch ein sehr gutes Verhältnis zu den Befehlshabern.
Wir haben zwar ihre Befehle befolgt, denn sie waren unsere Vorgesetzten. Nichts desto trotz hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Wir haben uns an die Regeln gehalten und hatten einen disziplinierten Umgang miteinander.
Durften Sie Ihre Familie besuchen, wenn ja, wie oft und wie lange?
Ja, alle Soldaten hatten das Recht Ihre Familien alle 3 bis 4 Monate für 2 bis 3 Wochen zu besuchen. So fiel es uns nicht so schwer die schlimme Lage am Kriegsort zu überstehen, da man sich ein neues Wiedersehen erhoffte.
Haben Sie bestimmte Kleidung getragen?
Ja wir haben speziell angefertigte Kleidung bekommen, die wir zur dieser Zeit tragen mussten.
Hatten Sie Angst?
Ich hatte am Anfang sehr viel Angst. Da ich mich mit den anderen Soldaten und unseren Befehlshabern sehr gut verstanden habe, wurde mein Angstgefühl mit der Zeit immer weniger. Meine Tätigkeit im Büro gab mir zusätzlich ein sicheres Gefühl.
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